Checkliste Bürostuhl Kaufen: 7 Fehler, die Sie unbedingt vermeiden sollten
Der Kauf eines neuen Bürostuhls steht an. Vielleicht, weil der alte quietscht und durchgesessen ist, oder weil Sie endlich Ihr Homeoffice aufrüsten wollen. Viele behandeln diesen Kauf wie den eines T-Shirts: Man klickt auf das Modell, das gut aussieht oder gerade im Angebot ist.
Das ist der erste große Fehler.
Ein Bürostuhl ist kein einfaches Möbelstück, sondern ein Werkzeug für Ihre Gesundheit und eine langfristige Investition. Sie werden tausende Stunden darauf verbringen. Ein Fehlkauf kann buchstäblich auf die Knochen gehen.
Damit Sie die richtige Entscheidung treffen, führen wir Sie durch die wichtigsten Schritte und zeigen Ihnen, welche Fehler Sie beim Kauf vermeiden sollten.
Fehler 1: Nur nach Optik (oder Preis) kaufen
Das Design ist wichtig, keine Frage. Der Stuhl soll schließlich ins Büro oder Homeoffice passen. Aber ein Stuhl, der nur gut aussieht, ist oft nicht ergonomisch.
Genauso fatal: Nur auf den Preis zu schauen. Ein Stuhl für 80 Euro kann ergonomisch gar nicht die Mechanismen, Materialien und Einstellmöglichkeiten bieten, die Ihr Rücken für 8 Stunden Arbeit am Tag benötigt.
Merksatz: Ergonomie kommt immer vor Ästhetik. Ein guter Stuhl kostet Geld, aber Rückenschmerzen kosten mehr.
Fehler 2: Die eigenen Maße ignorieren
Nicht jeder Stuhl passt zu jedem Menschen. Die meisten Standardstühle sind für eine “Normperson” (ca. 1,65 m bis 1,85 m, bis 110 kg) ausgelegt.
Fragen Sie sich vor dem Kauf:
- Wie groß bin ich? Wenn Sie sehr groß (> 1,90 m) oder eher klein (< 1,60 m) sind, benötigen Sie spezielle Modelle mit einer erweiterten Sitztiefenverstellung und einer passenden Gasfederhöhe.
- Wie viel wiege ich? Achten Sie auf die maximale Belastbarkeit. Robuste Stühle (XXL-Stühle) sind oft bis 150 kg oder mehr ausgelegt und bieten eine breitere Sitzfläche.
Fehler 3: Die falschen Rollen wählen
Ein Detail, das oft vergessen wird und später massiv stört: die Rollen.
- Harte Rollen (meist einfarbig, aus Plastik) sind für weiche Böden (Teppich).
- Weiche Rollen (oft mit einem grauen oder farbigen Gummiring ummantelt) sind für harte Böden (Parkett, Laminat, Fliesen).
Falsche Rollen können Ihren Boden zerkratzen (harte Rollen auf Parkett) oder den Stuhl unbeweglich machen (weiche Rollen auf Teppich).
Fehler 4: Die 8-Stunden-Regel missachten
Wie lange sitzen Sie pro Tag auf dem Stuhl?
- Bis 4 Stunden: Ein solider Stuhl mit guter Wippmechanik oder einfacher Synchronmechanik reicht oft aus (Preissegment 150 – 300 €).
- 8+ Stunden (Vollzeit): Hier ist kein Kompromiss erlaubt. Sie benötigen zwingend eine hochwertige Synchronmechanik, eine Sitztiefenverstellung und 4D-Armlehnen. (Preissegment 350 €+).
Wer Vollzeit arbeitet, braucht einen Vollzeit-Stuhl.
Fehler 5: Auf das Probesitzen verzichten (Der wichtigste Punkt!)
Sie würden keine Schuhe kaufen, ohne sie anzuprobieren. Bei einem Bürostuhl ist es dasselbe – nur dass die “Passform” viel komplexer ist.
Option A: Kauf im Fachgeschäft
- Vorteil: Sie können 5-10 Modelle direkt vergleichen. Ein guter Berater stellt den Stuhl mit Ihnen zusammen ein. Sie fühlen die Materialien.
- Nachteil: Oft teurer, kleinere Auswahl als online.
Option B: Online-Kauf
- Vorteil: Riesige Auswahl, bessere Preise, viele Nutzerbewertungen.
- Nachteil: Sie kaufen “blind”.
- LÖSUNG: Kaufen Sie online nur, wenn der Händler ein großzügiges Rückgaberecht (mind. 14, besser 30 Tage) anbietet. Sie müssen den Stuhl zu Hause in Ihrer echten Arbeitsumgebung “probesitzen” können – und zwar mehrere Tage!
Fehler 6: Beim Testen nur “rumlümmeln”
Wenn Sie im Laden probesitzen (oder den Stuhl zu Hause testen), machen Sie es richtig.
- Nicht nur 2 Minuten sitzen. Nehmen Sie sich mindestens 15 Minuten Zeit.
- Alles einstellen: Stellen Sie die Sitzhöhe, Sitztiefe, Armlehnen und die Lordosenstütze exakt auf Ihren Körper ein.
- Arbeit simulieren: Setzen Sie sich aufrecht hin (als ob Sie tippen), lehnen Sie sich leicht vor und lehnen Sie sich entspannt zurück (als ob Sie telefonieren).
- Testen Sie die Mechanik: Fühlt sich das Zurücklehnen flüssig an? Stoppt die Lehne abrupt? Stützt sie Sie in jeder Position?
Fehler 7: Garantie und Zertifikate übersehen
Ein Hersteller, der von seinem Produkt überzeugt ist, gibt eine lange Garantie.
- Garantie: Achten Sie auf die Dauer. 2 Jahre sind gesetzlich vorgeschrieben. Gute Hersteller geben 5 oder sogar 10 Jahre Garantie (oft auf die Mechanik und die Gasfeder).
- Zertifikate: Siegel wie das GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit) oder Empfehlungen von Institutionen (z.B. IGR e.V. – Interessengemeinschaft der Rückenschullehrer) sind ein starkes Indiz für geprüfte Qualität und Ergonomie.
Fazit: Gut gekauft ist halb gesund gesessen
Ein Bürostuhl-Kauf erfordert etwas Vorbereitung. Wenn Sie Ihre eigenen Bedürfnisse kennen (Größe, Sitzdauer), auf die Kernfunktionen (Mechanik, Einstellbarkeit) achten und den Stuhl ausgiebig testen, treffen Sie eine Entscheidung, die Ihnen Ihr Rücken jahrelang danken wird. Den richtigen Bürostuhl kaufen bedeutet, eine bewusste Entscheidung für die eigene Gesundheit zu treffen, die sich über Tausende von Arbeitsstunden auszahlen wird.